Vortrag von Herrn Josef Huesmann vom LAVES zur ASP in Niedersachsen beim ÖJV-NB am 04.07.2020

Vortrag im Vorfeld zur Mitgliederversammlung 2020 des ÖJV-NB in Jeddingen bei Visselhövede:

 

Im Vorfeld zur Mitgliederversammlung  des Ökologischen Jagdvereins Niedersachsen-Bremen e.V. (ÖJV-NB) 2020 am 04.07.2020 hat Herr Josef Huesmann vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), dort tätig in der Task-Force Veterinärwesen, einen Vortrag zur Situation über die Afrikanische Schweinepest (ASP) und sich daraus ergebende Folgen in Niedersachsen gehalten.

 

Das Thema des Vortrages lautete „Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) – Was kommt auf uns zu?“

 

Zu Beginn seines Vortrages gab Herr Huesmann zunächst einen Überblick über die Organisation und den Aufbau des LAVES, in dem die Task-Force Veterinärwesen in der Abteilung 3 „Tiergesundheit“ angesiedelt ist.

 

Daran anschließend ging der Referent auf das Thema ASP in der Schwarzwildpopulation ein und gab einleitend einen kurzen Überblich über die Gliederung seines Vortrages mit den Schwerpunkten „Aktuelle Verbreitung der ASP“, „Seuchenprävention und Vorbereitung auf einen Ausbruch in Niedersachsen“, „Gebietskulissen“ und „Jagdliche Maßnahmen zur Bekämpfung der ASP in der Schwarzwildpopulation“.

 

Einleitend hierzu gab Herr Huesmann dann zunächst eine kurze Einführung über das Virus der Afrikanischen Schweinpest und ging hierbei auf die Wirte (neben den Wildschwein eben auch das Hausschwein, während die afrikanischen Verwandten unseres Wildschweines, die Warzenschweine nicht erkranken), die Zwischenwirte und auf das Thema der Impfung ein, wobei es zur Zeit keinen Impfstoff gegen die ASP gibt. Darauffolgend wurden kurz die Symptome bei einem Virusbefall vorgestellt, wie hohes Fieber, Appetitverlust und Abgeschlagenheit, wobei mit fast 100-iger Sicherheit der Tod eines befallenen Tieres nach 7-10 Tagen eintritt. Die Symptome sind dabei nicht immer eindeutig, eine Diagnose ist oftmals nur im Labor möglich. 

 

Das Virus selbst weist eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen wie beispielsweise eine Überlebensfähigkeit von bis zu 5 Wochen in gekühltem Fleisch oder auch viele Jahre in tiefgefrorenen Schlachtkörpern. Gegenüber Fäulnisprozessen und Sonneneinstrahlung ist es sehr stabil. Die ASP im engeren Sinne kann als eine Habitatseuche bezeichnet werden, die in einer Region sehr lange erhalten bleiben kann.

 

Im weiteren Verlauf seines Vortrages spannte der Referent den Bogen von der Verbreitung der Schwarzwildpopulation in Europa mit unterschiedlichen Dichten in den jeweiligen Regionen zur aktuellen ASP-Situation in Europa. 

 

Der Seuchenschwerpunkt liegt zur Zeit schwerpunktmäßig im östlichen Teil Europas, wobei in Rumänien eine  hohe Anzahl an infizierten Hausschweinen nachgewiesen worden ist und beim Schwarzwild hohe Zahlen an erkrankten Tieren neben Rumänien auch in Ungarn, Polen und Bulgarien festgestellt worden sind. Besorgniserregend aus deutscher Sicht ist eben auch ein lokalisierter Seuchenherd der ASP im westlichen Teil Polens in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze zu den Bundesländern Brandenburg und Sachsen. Vergleichend hierzu ging Herr Huesmann auch noch auf die aktuelle Situation der ASP im asiatisch-pazifischen Raum ein.

 

Danach wurde das für Deutschland bedeutende Auftreten der ASP in Polen vom Vortragenden näher analysiert, mit den Ausbrüchen im Jahr 2020 und der aktuellen Situation in Westpolen, wobei hier auf die geringe Entfernung des Seuchenherdes zur deutschen Grenze hingewiesen wurde (nur ca. 10 km). Kurz stellte der Referent noch Präventionsmaßnahmen in Form der Errichtung von Wildschutzzäunen entlang der Grenze zu Polen an Oder und Neiße mittels Elektro- und Duftzäunen vor. 

 

Auch der in Belgien aufgetretene ASP-Ausbruch wurde im weiteren Verlauf des Vortrages eingehend analysiert, bei dem 833 ASP-positive Wildschweine festgestellt wurden, wobei allerdings seit Juni 2019 kaum noch Nachweise vorlagen. Dabei wurde im weiteren Verlauf die in Belgien eingerichteten Bekämpfungszonen angesprochen (Infiziertes Gebiet, Erweitertes Beobachtungsgebiet, Wachsamkeitszone), die sich auf einer Fläche von über 1100 qkm erstreckt haben.

 

Im nachfolgenden Teil des Vortrages ging Herr Huesmann dann auf den Themenkomplex „Seuchenprävention und Vorbereitung auf einen ASP-Ausbruch in Niedersachsen“ ein.

Die Prävention erfolgt zunächst vorrangig durch Information und Aufklärung der Jäger, der Landwirte, der Fernfahrer und der Saisonarbeitskräften aus Osteuropa in Form von Merkblättern, welche unter www.tierseucheninfo.niedersachsen.de abrufbar sind. Ferner wies der Referent noch auf die Broschüre „ASP – Prävention und Bekämpfung in Niedersachsen“ hin. 

 

Anschließend wurde die administrativen Maßnahmen in Niedersachsen vorgestellt in Vorbereitung eines Ausbruches der ASP (Einrichtung einer Sachverständigengruppe, AG Krisenpläne für die Wirtschaft, Landesweite Übungen auch mit kommunalen Veterinärbehörden).

 

Die Arbeit der Sachverständigengruppe wurde dann vom Vortragenden näher erläutert mit ihren Aktivitäten vor der Seuche und ihren Maßnahmen bei Beginn und dem weiteren Verlauf eines eventuellen ASP-Ausbruches. Die von der Niedersächsischen Sachverständigengruppe bisher erarbeiteten Dokumente wurden angesprochen wie z. B. Empfehlungen für jagdliche Maßnahmen, Empfehlungen für Fallwildsuche und Fallwildbergung, Einrichtungen von Wildsammelstellen, Einrichtung eines gefährdeten Gebietes, des Kerngebietes und der Pufferzone. Auch Maßnahmen zur Prävention in Nicht-Seuchen-Zeiten wurden dargestellt, wie beispielsweise die in Niedersachsen eingeführten Prämien für den Mehrabschuss von Wildschweinen und die Prämien für den Einsatz von Hunden bei revierübergreifenden Jagden. Über die Ergebnisse eine Schweinepest Monitorings aus dem Jahre 2019 wurde berichtet. Auch hat das Land Niedersachsen umfangreiche Anschaffungen (Wildkammer mit Kühlzelle, Kühleinheit, VTN-Container, Bergesets, Winden usw.) für den Fall des Ausbruches der ASP vorgenommen, um dann bedarfsgerecht und schnell reagieren zu können.

 

Im weiteren Fortgang des Vortrages nahm dann die Bekämpfung der ASP in der Schwarzwildpopulation im Falle eines Ausbruches breiten Raum ein. Nach kurzer Vorstellung der rechtlichen Grundlagen (Tierseuchengesetz, Schweinepestverordnung, EU-Regularien) wurde dann auf die Ziele und notwendigen Maßnahmen im Falle eines Auftretens der ASP eingegangen. Dazu erforderliche Maßnahmen sind z. B. die Errichtung von Restriktionsgebieten, das Entfernen sämtlichen Fallwildes sowie die Überwachung und signifikante Reduktion der Wildschweinpopulation. 

 

Die Restriktionsgebiete nach Schweinpestverordnung mit Kerngebiet, gefährdetem Gebiet und Pufferzone mit ihrer möglichen Flächenausdehnung wurden vom Referenten erläutert. Herr Huesmann betonte hierbei noch einmal nachdrücklich, dass ohne die Mitwirkung der Jäger eine erfolgreiche Bekämpfung der ASP nicht möglich ist.

 

Dargestellt wurden dann die weiteren Maßnahmen nach einem positiven Befund der ASP mit Hinweisen zur Fallwildsuche und Bergung. Danach folgten Hinweise und Empfehlungen zur Jagd im Kerngebiet bei der Bekämpfung der ASP, wobei zunächst eine lange Jagdruhe empfohlen wird mit einer daran anschließenden starken Reduktion bis zum Totalabschuss des Schwarzwildes durch zuvor geschulte Jäger, wobei die jagdlichen Maßnahmen sehr gut koordiniert werden müssen. 

 

In der Pufferzone des Restriktionsgebietes hingegen soll nach den Empfehlungen der Sachverständigengruppen keine Jagdruhe eingehalten werden, wobei revierübergreifende Drückjagden und intensivierte Ansitzjagden angeraten werden. Hierbei sind unterstützend zur ASP-Bekämpfung auch Kirrungen, Fütterungen zur Verhinderung der Abwanderung des Schwarzwildes und der Einsatz von Fallen zum Fang von Wildschweinen denkbar. Ferner können dann auch Maßnahmen zur Erleichterung der Jagd zur Seuchentilgung, wie z. B. die Anordnung der Bejagung in befriedeten Bezirken, als auch die Anlage von Bejagungsschneisen, sowie landwirtschaftliche Ernteverbote und die Einstellung der forstwirtschaftlichen Nutzung in den betroffenen Gebieten behördlicherseits erfolgen. 

 

Die Pflichten der Jagdausübungsberechtigten und die Maßnahmen der Behörden bei verendeten aufgefundenen Schwarzwild nach der Schweinepestverordnung wurden dann von Herrn Huesmann eingehend erläutert und mögliche Auswirkungen auf die Land- und Forstwirtschaft umfassend dargestellt.

 

Der letzte Teil des Vortrages des Referenten waren Ausführungen gewidmet, was Jäger zur Seuchenvorsorge beitragen können. Neben der Beteiligung am ASP-Monitoring in Niedersachsen wurde hier vom Vortragenden noch auf die Beobachtung des Schwarzwildes zur Früherkennung der Seuche hingewiesen, sowie auf Reviergänge zur Kontrolle möglicher Rückzugsorte kranken Wildes. Auf die Einhaltung von Hygieneregeln bei der Jagd beim Umgang von erlegtem Wilde wurde hingewiesen, als auch auf die ordnungsgemäße Entsorgung von Wildschweinen. Besondere Vorsicht ist auch erforderlich bei Jagdreisen in Länder mit ASP-Ausbrüchen als auch bei der Einhaltung besonderer Biosicherheit für Schweinehalter, die Schwarzwild bejagen.

 

Der ÖJV-NB bedankt sich bei Herrn Josef Huesmann für den spannenden, lehrreichen und interessanten Vortrag, verbunden mit den Wünschen und der Hoffnung, dass wir in Niedersachsen von einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest verschont blieben, damit die im Vortrag vorgestellten Maßnahmen nicht Realität werden.